Erster Ausblick auf das Jubiläumsjahr 2018

ACV-Mitgliederversammlung in Freiburg / Professor Bretschneider gewürdigt

Freiburg. „150 Jahre ACV: Musik für Gott – mit den Menschen“: Unter diesem Motto wird im Jahr 2018 das 150. Jubiläum des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes (ACV) stehen. Das gab Monsignore Professor Dr. Wolfgang Bretschneider bei der ACV-Mitgliederversammlung in Freiburg Anfang November bekannt. Der ACV-Präsident skizzierte außerdem das Programm der Jubiläumsveranstaltung, die vom 21. bis 23. September 2018 in Regensburg stattfinden wird. Auf dem Programm stehen: eine Ausstellung in der Diözesanbibliothek des Bistums Regensburg zur Geschichte des ACV; eine Festveranstaltung in der Hochschule für Musik; dazu zwei Gottesdienste im Regensburger Dom (Pontifikalvesper und Pontifikalamt) sowie ein Konzert mit den Regensburger Domspatzen und dem Hochschulchor. Zudem wird es am Samstag, 22. September, einen diözesanweiten Kirchenchortag geben: Die Chöre aus dem Bistum Regensburg sind eingeladen, am späten Nachmittag eine Vesper im Dom musikalisch zu gestalten. In Regensburg befindet sich auch die Geschäftsstelle des ACV.

Auch personelle Wechsel wird es bei den Jubiläumsfeierlichkeiten in Regensburg geben: Unter anderem wird Bretschneider, der als Präsident die Geschicke des ACV seit 1989 leitet, sein Amt zur Verfügung stellen; auch andere Vorstandsmitglieder haben ihren Abschied angekündigt. Beim Jubiläum in Regensburg soll dann der neue ACV-Vorstand die Amtsgeschäfte übernehmen – die Wahl des neuen Vorstands ist bereits für die kommende ACV-Mitgliederversammlung 2017 in Erfurt geplant. Aber auch in Freiburg musste satzungsgemäß gewählt werden: Einstimmig wurde der bisherige Vorstand wiedergewählt. Er wird dem ACV bis 2018 vorstehen und vor allem das Jubiläum vorbereiten.

Laudationes für Wolfgang Bretschneider

Natürlich wurde bei der Mitgliederversammlung auch des runden Geburtstages von Wolfgang Bretschneider gedacht – der ACV-Präsident hatte am 7. August sein 75. Lebensjahr vollendet. Professor Reiner Schuhenn, 1. Vizepräsident des ACV, hat als „Überraschungslaudatoren“ den Essener Kirchenmusikdirektor Professor Stefan Klöckner und Albert Gerhards, Professor für Liturgiewissenschaft in Bonn, eingeladen – beides langjährige Weggefährten Bretschneiders.

Klöckner würdigte den Jubilar als einen „Betenden, einen Denkenden, einen Spielenden“. Er bringe diese verschiedenen Faktoren so zusammen, dass sie „die in ihrer einzigartigen Kombination zu einer besonderen Qualität bei der künstlerischen Ausübung“ führten. „Es braucht zu allererst das betende Herz, dann den theologischen und musikologischen Verstand – und dann schließlich die handwerklichen Fertig- und Fähigkeiten, die es ihm erlauben, sich auf diesem exzellenten Niveau zu äußern – und das ohne Abstriche am Anspruch! Diese drei Faktoren müssen zusammenkommen – und sie kommen bei Wolfgang Bretschneider zusammen“, sagte Klöckner. Gerhards charakterisierte Bretschneider als ein „personales Symbol, eine beständige Mahnung“ dafür, die „affektive Seite der Theologie nicht verkümmern zu lassen, sondern sie in das theologische Alltagsgeschäft zu integrieren“. Bretschneider verbinde „wie kaum ein anderer Musikwissenschaft und Theologie mit künstlerischer Praxis und Seelsorge“, sagte Gerhards, und verstehe und praktiziere Kirchenmusik „in ihrer ganzen Bandbreite als Verkündigung“.

„Theologische Sensibilität für Musik wecken“

Der thematische Teil der Mitgliederversammlung am Montagnachmittag, zu dem auch wieder Kirchenmusiker aus dem gastgebenden Bistum eingeladen waren, widmete sich zuerst der Frage: „Wieviel Musik braucht die theologische Ausbildung?“ Professor Dr. Meinrad Walter, der Theologie und Liturgik an der Hochschule für Musik in Freiburg lehrt, stellte unter anderem sein Konzept und seine Erfahrungen für ein Kirchenmusik-Seminar im Propädeutikum für Priesteramtskandidaten vor. Dabei setzen sich die Priesteramtskandidaten beispielsweise mit Inhalt und Aufbau des „Gotteslob“ auseinander, sprechen über Kirchenlieder und deren Geschichte und Theologie, lernen die Arbeit von Kirchenmusikern kennen, besuchten aber auch eine Probe sowie die Aufführung der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Im Mittelpunkt stehe dabei „das Erleben von Musik“, betonte Walter. Ziel sei es, „eine theologische Sensibilität für die Musik“ zu wecken, eine gegenseitige „Wertschätzung“ von Theologen und Kirchenmusikern zu fördern. Ergänzt wurden die Ausführungen Walters durch den evangelischen Theologen Professor Dr. Reiner Marquard, der in seinem Vortrag den historisch-theologischen Hintergrund von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion vorstellte.

Ganz praktisch ging es dann beim zweiten Programmpunkt zu. Der Freiburger Diözesankirchenmusikdirektor Godehard Weithoff und Kirchenmusikdirektor Michael Meuser, Bezirkskantor in Tauberbischofsheim, stellten mit zahlreichen Klangbeispielen den zweiten Band des Freiburger Kantorenbuch zum Gotteslob vor. Der Band widmet sich ausschließlich dem „Ruf vor dem Evangelium“: Meuser hat dafür die kompletten Rufe aller Sonn- und Feiertage erstmals in einem arios-deklamierenden Stil komponiert und gab einen Einblick in seine Kompositionswerkstatt. Die Kompositionen unterscheiden sich von den bisher eher schlichten Ausführungen durch eine größere Festlichkeit, gelegentlichen kurzen Orgelzwischenspielen und bisweilen dazu tretenden Melodie-Instrumenten. Als wichtige Inspirationsquelle nannte Meuser neben Monteverdi oder Brahms Heinrich Schütz, „dessen Aufgabe es ja auch gewesen sei, deutschsprachige Texte zu vertonen“. Eine wichtige Rolle habe zudem die Orgel, betonte Meuser, denn „sie trägt zur Interpretation der Texte“ bei. Die Vertonungen wurden von den ACV-Mitgliedern als „gelungen“ und als „Fundgrube“ gelobt.

Wie bereits bei der Mitgliederversammlung 2015 sprach Professor Richard Mailänder das Problem zeitgenössischer Chorkomposition an. „Mir fällt es schwer, deutsche Komponisten für Chormusik zu nennen. Die Folge: Unsere Chöre schauen nach ausländischen Komponisten“, sagte er. Ein Umstand, der für ihn nicht ohne Konsequenzen blieb. So berichtete der Kirchenmusikdirektor des Erzbistums Köln von den positiven Erfahrungen, die er bei einer Masterclass für Chorkomposition mit Kirchenmusikern aus dem Erzbistum Köln gemacht habe. Langfristig schwebe ihm vor, ein Institut für Chorkomposition einzurichten, sagte er.

Der Montagabend klang schließlich im Freiburger Münster aus: Domorganist Professor Matthias Maierhofer stellte zunächst die Orgeln des Münsters mittels Kompositionen von Toshio Hosokawa und Max Reger vor; im Anschluss waren die Mitglieder des ACV zu einem musikalischen Abendlob mit Weihbischof Dr. Bernd Uhl eingeladen, gestaltet von der Domkapelle am Freiburger Münster unter Leitung von Domkapellmeister Boris Böhmann.

Alexander Matschak

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