Die Fackel lebendiger Kirchenmusik weitertragen

Wolfgang Bretschneider wird 75

Am 7. August feiert der Präsident des Allgemeinen Cäcilien-Verbands für Deutschland (ACV), Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider, seinen 75. Geburtstag. Ein »bischöfliches« Alter, in dem die meisten Gleichaltrigen schon mindestens zehn Jahre lang ihren Ruhestand genießen! Doch bei Bischöfen ist das ja bekanntlich anders: sie kümmern sich eben um ihre Schäfchen, und Wolfgang Bretschneiders »Bistum« ist die katholische Kirchenmusik in Deutschland, vertreten durch den ACV. Es hat etwas Beziehungsvolles, wenn hier ausgerechnet das in zweifacher Hinsicht jüngste Mitglied des (erweiterten) ACV-Vorstands die Rolle des Gratulanten übernehmen darf. Schließlich kenne ich – so muss ich gestehen – Wolfgang Bretschneider erst seit etwas über einem Jahr persönlich, und die Vielzahl und Vielgestaltigkeit seiner Lebensstationen zuverlässig zu recherchieren, bereitete mir ernsthafte Mühe; sie an dieser Stelle aufzulisten, erscheint mir letztlich auch redundant. Doch sind da Konstanten auszumachen, beruflicher wie persönlicher Natur, die sich schon bei einer ersten Begegnung offenbaren: Wolfgang Bretschneider verbindet in seinem Leben die Praxis mit der intellektuellen Reflexion (und geht somit der Musica sacra beispielhaft voran), ist Priester und Theologe, Musiker und Musikwissenschaftler, Professor und Verbandspräsident zugleich. In allen diesen Tätigkeitsbereichen, die eigentlich jeweils einem eigenen Hauptberuf genügen würden, hat er – das darf man bei aller Zurückhaltung feststellen, schließlich wurde dies bereits mit zahlreichen Auszeichnungen offiziell gewürdigt – in herausragender Weise gewirkt und tut dies auch weiterhin. Vor unserem ersten persönlichen Gespräch war ich mir unsicher, inwieweit kritische Fragen zur Situation und Zukunft der Kirche und der Kirchenmusik zur Sprache kommen dürften und wie viel Vertrauen in die jüngere Generation bestand. Ich hätte keine Bedenken haben müssen. Das Letztere hat Bretschneider bereits mehrfach gezeigt, nicht zuletzt bei der Auswahl der Schriftleiter für die Musica sacra … Dass die Fackel lebendiger Kirchenmusik immer weitergetragen wird, liegt ihm erkennbar am Herzen: Gerade kürzlich habe ich erlebt, wie er vor Bischöfen eindringlich für mehr Wertschätzung gegenüber jungen Kirchenmusikern im Berufseinstieg plädierte. Und seine Stimme hat Gewicht, auch wenn er sich sicherlich oft das Gesagte unmittelbar in greifbare Ergebnisse umgesetzt wünscht. Laute Diplomatie ist aber seine Sache gewiss nicht, dafür kann er mit langem Atem an einer Sache dranbleiben …

Mit kritischen Fragen muss man in Wolfgang Bretschneiders Gegenwart nicht hinter dem Berg halten, er stellt sie (sich) meistens selbst. Der Rückgang des kirchlichen Lebens in den letzten Jahrzehnten ist ihm nicht verborgen geblieben. Als aktiver Kirchenmusiker (vor allem als Organist) hat er die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Arbeit vor Ort miterlebt, aber stets das Ideal einer künstlerisch und inhaltlich qualitätvollen Kirchenmusik gegenüber so manchem Vorwurf des »Kulturchristentums« verteidigt. Wer ihn nach der langfristigen Zukunft der Kirchenmusik in Deutschland fragt, kann keinen Zweckoptimismus erwarten, wohl aber eine pointierte Bestandsaufnahme und Hinweise auf positive Entwicklungen. Eben diese entscheidend mit geprägt zu haben und weiter zu fördern, darf man Wolfgang Bretschneider zurechnen und ihm gleichzeitig dafür danken – ganz gleich, wie jung oder alt man selbst ist und wie lange man ihn persönlich kennt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er nicht seinen eigenen, sondern einen anderen wichtigen Geburtstag bereits intensiv vorbereitet: den 150. des ACV in zwei Jahren. Ad multos annos, lieber Wolfgang Bretschneider!

Dominik Axtmann

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