Singen mit anderen Vorzeichen: Singen mit Senioren
Nach der erfolgreichen ACV-Initiative „Singen mit Kindern“ stand bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Allgemeinen Cäcilien-Verbands für Deutschland nach der ersten nun die dritte Lebensphase im Fokus: Das Singen mit Senioren.
Der Hintergrund dabei war, dass auf Grund der demographischen Entwicklung und der stark gestiegenen Lebenserwartung es heute erstmals eine Phase des Freiraumes bei gleichzeitiger geistiger und körperlicher Vitalität nach Eintritt in das Pensionsalter gibt. Für diese neue dritte Lebensphase, die in etwa fünf Jahre vor und zwanzig nach der Pensionierung anzusetzen ist, braucht es ein neues Bewusstsein denn sie eröffnet neue Möglichkeiten des Musizierens.
Michael Bolk vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg führte in die Thematik ein und referierte über das bürgerliche Engagement Älterer im kirchlichen Kontext. Er betonte die Bedeutung der jeweiligen Wert- und Zielvorstellung für die Lebenszufriedenheit im Alter sowie die Aufrechterhaltung einer funktionalen Kompetenz hinsichtlich einer immer länger werdenden Lebensspanne. Mit Blick auf die Gesellschaft zeigte er einen Paradigmenwechsel hin zu „aktivem Altern“ und einem „Pro-Aging“.
Dieter Leibold aus Remscheid stellte daraufhin „seine“ Seniorenkantorei Remscheid mit 25 Sängerinnen und Sänger zwischen 65 und 85 vor. Er warb für ein ressourcenorientiertes Singen mit Senioren, was bedeutet, dass der ältere Mensch mit seinen Fähigkeiten, aber auch seinen Einschränkungen logistisch, organisatorisch und pädagogisch im Mittelpunkt stehen müsse. Leibold stellte gezielte Stimmbildung und ein zielgruppenorientiertes Repertoire aus dem Bereich der geistlichen und weltlichen Musik vor, betonte aber auch die Aufgeschlossenheit seiner Sängerinnen und Sänger gegenüber Text und Musikrichtungen. Darüber hinaus stellte er musikgeragogische Ansätze als Bereicherung für Menschen in Senioreneinrichtungen vor.
Dem schloss sich eine interessierte, praxisbezogene Generaldebatte des Plenums zu den beiden Vorträgen an. Neben Hinweisen auf darüber hinaus bereits bestehende generationsübergreifende kirchliche Großeltern-Enkel-Singgruppen und der Meinung, dass dieses Thema auch zu einem Bestandteil in der musikpädagogischen Ausbildung werden sollte, wurde auch der Wunsch laut, dieses Hauptthema mit Beendigung der Mitgliederversammlung nicht ad acta zu legen, sondern nachhaltig zu begleiten.
Vizepräsident Reiner Schuhenn, der diese Diskussion leitete, warb dafür, diese Materie multiplikatorisch in die Diözesen zu bringen und andererseits Rückmeldungen an den ACV zu geben, wie dieser bei dem Thema nachhaltig helfen kann.
Regensburg und Regularien
Tagungsort in diesem Jahr war Regensburg. So verbanden die Mitglieder die Tagung am Montag Nachmittag mit einer Besichtigung der neuen Domorgel und der Alten Kapelle, sowie einer Führung durch die Hochschule für Katholische Kirchenmusik & Musikpädagogik. Am Abend fand in St. Cäcilia ein gemeinsamer Gottesdienst statt, musikalisch von den Regensburger Domspatzen mitgestaltet.
Bei den Regularien wurden einstimmig Wolfgang Bretschneider (Musikwissenschaft), Mathias Breitschaft (Chor), Markus Eham (Liturgiewissenschaft), Markus Eichenlaub (Orgel) und Richard Mailänder (Chor) als Einzelmitglieder für die nächsten fünf Jahre wieder gewählt.